In unserem Land

Brief an Frau Klöckner

Frau Ministerin Klöckner,

in unserem Land werden fühlende Lebewesen ihrer Freiheit, Selbstbestimmung und Würde beraubt, sie werden gequält und sterben qualvoll.

In unserem Land haben fühlende Lebewesen keine Stimme. Sie sind der Ausbeutung durch uns Menschen hilflos ausgeliefert. Niemand kümmert ihre Existenz in viel zu engen Käfigen, niemand erhört ihre Schreie, niemand lässt sich von ihren verzweifelten und angsterfüllten Blicken erweichen.

In unserem Land behandelt man fühlende Lebewesen wie Waren, Rohstoffe oder Abfallprodukte. Selbst die Jüngsten werden nicht vor unermesslichem Schmerz bewahrt, wenn man ihnen die winzigen Hoden heraustrennt, ihre Ringelschwänze abschneidet, sie durch die halbe Welt tranportiert und der Bolzenschuss schon wieder nicht sitzt.

In unserem Land sterben fühlende Lebewesen bereits Minuten nach der Geburt, weil man sie vergast oder in einen Mixer steckt.

Ganz anders als Sie, Frau Klöckner, glaube ich an keine Religion. Ich bin mir noch nicht einmal sicher, ob es einen Gott gibt. Eines aber weiß ich gewiss; wenn es etwas Göttliches auf dieser Welt gibt, dann ist es der sanfte Blick eines Kälbchens, die ausgelassene Lebensfreude eines Ferkels und das zarte Gefieder eines Küken.

In unserem Land haben Sie, Frau Klöckner, die Macht, das Leid unzähliger fühlender Lebewesen zu verringern. Tun Sie es, weil Sie an einen Gott glauben. Tun Sie es, weil Sie eine moralische Verpflichtung dazu haben. Tun Sie es, weil viele, viele mitfühlende Menschen dieses Leid nicht länger ertragen. Tun Sie es, weil Ihr Gott vielleicht am Ende Ihres Lebens Rechenschaft von Ihnen verlangen wird. Tun Sie es.

Eine der zahlreichen Menschen, die fassungslos sind in Anbetracht des vermeidbaren Leids unzähliger fühlender Lebewesen in unserem Land.

Julia Jawhari

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