Nach der Trennung von meinem Mann, nach etwas mehr als zwei Jahrzehnten, wurde mir klar, dass alles im Leben und besonders das eigene Glück, mit einer Entscheidung beginnt.
Dazu fiel mir ein Satz des Soziologen Niklas Luhmann ein, den ich öfter gehört oder gelesen hatte. Es geht darin um Wendepunkte, an denen etwas geschehen ist, was nicht hätte geschehen müssen und das den weiteren Lebenslauf in eine bestimmte Richtung gelenkt hat.
Das ist ein extrem spannender Aspekt, denn betrachtet man das eigene Leben im Rückblick (vor allem wenn man schon einige Zeit gelebt hat), dann hätte es an vielen Punkten eine komplett andere Richtung nehmen können.
An diesen Wendepunkten hat man eine Entscheidung getroffen.
Ich wäre heute eventuell Schauspielerin in Berlin oder einer anderen größeren Stadt, hätte ich nicht vor Jahren eine Entscheidung getroffen, die mich woanders hingeführt hat.
Wenn wir Entscheidungen treffen, begeben wir uns IMMER in die Unsicherheit des Nicht-Wissens, wohin uns der Wendepunkt führen wird.
Weil Entscheidungen so weitreichende Konsequenzen haben, treffen die meisten Menschen sie so ungern.
Ohne Entscheidung aber auch kein Glück.
Ich werde nie vergessen, wie ich meinem damaligen Mann meine Entscheidung mitteilte und er diese zu meiner großen Überraschung erleichtert aufnahm. Endlich war eine Entscheidung getroffen.
Ich behaupte, dass die meisten Menschen in langjährigen Beziehungen Jahre brauchen, um sich für eine Trennung zu entscheiden. Sie schieben die große Entscheidung immer wieder vor sich her und zögern den Wendepunkt immer weiter heraus. Denn ohne Entscheidung bleibt alles wie es ist, was wenigstens die Sicherheit des Gewohnten bietet.
Für das eigene Glück führt kein Weg an einer Entscheidung vorbei.
Wer sich nicht entscheidet, verharrt in einer Art Zwischenposition und steckt darin fest. Glücklich macht das wie gesagt nicht und anstrengend ist es irgendwie auch. Vielleicht fielen mir deshalb Gewichte von der Brust, als die Entscheidung endlich getroffen und ausgesprochen war.
Dafür muss man aber erst einmal ehrlich mit sich selbst sein und sich eingestehen, dass eine Entscheidung ansteht. Selbst das ist oft nicht klar, weil einem gar nicht bewusst ist, dass man sich gerade drum herum mogelt und in die eigene Tasche lügt. Man hat sich an diese seltsame Position zwischen Glück und Unglück gewöhnt.
Wir merken gar nicht, dass wir unser Glück verpassen.
Daher braucht es für eine Trennung meistens irgendeine Art von Auslöser. Das ist sicher auch der Grund, warum einen nach der Trennung so viele Menschen fragen, ob irgendetwas vorgefallen sei. Viele Paare trennen sich dann auch erst, wenn der nächste Partner/die nächste Partnerin bereits vor der Tür steht. Warum nicht?
Eine verlorene Zeit war nur die, in der man sich längst hätte entscheiden können.
»Die Komponenten eines Lebenslaufs bestehen aus Wendepunkten, an denen etwas geschehen ist, was nicht hätte geschehen müssen. Das beginnt mit der Geburt.«
Niklas Luhmann
Wenn Dich das Thema „Glücklich getrennt“ interessiert, findest auf meinem Blog dazu weitere Beiträge.